Freitag, 7. Mai 2010

Knutpunkt 2010 - Tanz auf dem Vulkan

Mein diesjähriger Trip zum Knutpunkt stand zunächst unter keinem guten Stern, drohte doch die Aschewolke des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull die Reise noch vor Beginn zu verhindern. Abschrecken konnte mich das aber nicht und so machte ich mich mit einigen Leidensgenossen auf einem Roadtrip nach Stockholm. Nach einer Anreise von knapp 16 Stunden mit Bahn und Auto fragt man sich natürlich schon: "Warum tue ich mir das eigentlich an?"

Ja ... warum eigentlich? Ich denke, für die meisten Knutpunkt-Teilnehmer, die öfter dabei sind, geht es nicht (nur) um die eigentlichen Konferenzinhalte (obwohl die allein eigentlich schon die Reise wert sind) sondern (auch) um das „Gesamterlebnis“. Man begegnet LARPern aus aller Welt, hört sich deren Ideen und Konzepte an, plaudert in der Bar, draußen im Sonnenschein oder bei einer der zahlreichen Partys. Dabei kommen auch die zwischenmenschlichen Kontakte nicht zu kurz, aus zufälligen Knutpunkt-Begegnungen sind in den letzten Jahren mehr oder minder haltbare internationale Beziehungen und sogar Ehen hervorgegangen! Und man trifft hier wirklich interessante Leute: verrückte (?) Künstler, Politaktivisten und Menschenrechtler, die LARP als Werkzeug nutzen wollen, um eine bessere Welt zu schaffen, Wissenschaftler, die Mechanismen des LARPs akribisch auseinandernehmen, Vereinsaktivisten, die ihre großen und kleinen Organisationen repräsentieren, aber auch ganz normale LARPer wie dich und mich.

Geht es da nicht etwas elitär zu? Zugegeben: manchmal schon. Aber seit einigen Jahren gibt es große Bemühungen, eine Brücke zwischen den künstlerischen und wissenschaftlichen Ansätzen auf der einen und der traditionellen LARP-Szene auf der anderen Seite zu schlagen.

Natürlich lernt man auch etwas (oder kann zumindest, wenn man möchte). Ich habe zum Beispiel an kleinen LARP-Szenarien (so genannten Mini-LARPs) teilgenommen, über die Möglichkeit einer englischsprachigen internationalen LARP-Zeitschrift diskutiert und verschiedene Präsentationen zur Verknüpfung von LARP und Kunst oder LARP und Politik gesehen. Außerdem habe ich Beiträge zu Themen angehört, die mich nicht nur interessierten, sondern deren Inhalte mir hoffentlich dabei helfen, meine eigenen Spiele besser umzusetzen. Darunter war zum Beispiel eine Diskussion über den Aufbau und die Steuerung von Plots im LARP und wie man diese verbessern könnte. Außerdem gab es einen Erfahrungsbericht über ein wirklich interessantes dänisches Jetztzeit-Mystery-LARP abseits von Vampire und Co., der sich mit der Frage befasste, wie man in einem derartigen Setting eine fortlaufende Kampagne gestalten kann. Wirklich aufschlussreich war schließlich ein Beitrag mit der These, dass Perfektionismus im LARP manchmal die falsche Herangehensweise ist. Denn Perfektionismus führe viel zu oft dazu, dass eigentlich tolle Projekte schon im Ansatz scheitern, weil sie aus Angst, die eigenen Ansprüche oder die Erwartungen der Teilnehmer nicht zu Hundert Prozent zu erfüllen, gar nicht erst durchgeführt werden.

Also wie gesagt: Man kann jede Menge interessante Dinge lernen. Aber ich gebe gerne zu, dass ich vor allem wegen den Leuten, den Partys und den Plaudereien beim Knutpunkt dabei bin.

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