Sonntag, 30. August 2009

LARP formt den Charakter

Kann Live-Rollenspiel den Charakter verändern? Also nicht die Spielfigur sondern die Persönlichkeit des Spielers? Können beispielsweise schüchterne Menschen durch LARP selbstbewusster werden bzw. fördert das Hobby allgemein die Kommunikationsfähigkeiten? Und wenn ja, welche Mechanismen stecken dahinter? Diesen Fragen geht die Soziologin Myriel Balzer in ihrer Diplomarbeit nach, die unter dem Titel Live Action Role Playing - Die Entwicklung realer Kompetenzen in virtuellen Welten im Tectum Verlag veröffentlicht wurde.

Dazu analysiert sie die Mechanismen von Rollenspiel und LARP und wie die Interaktion und Kommunikation innerhalb der Spielwelt Einfluss auf die soziale Entwicklung eines Spielers außerhalb des Spiels nehmen kann. Der Bogen den sie dabei schlägt, reicht vom kindlichen Cowboy-und-Indianer-Spiel, über Dungeons & Dragons bis zur Theorie des kommunikativen Handelns nach Jürgen Habermas.

Etwas schade ist, dass einige englischsprachigen Arbeiten zum Thema des Buches, insbesondere der letzten Jahre, nicht in die Betrachtung mit eingeflossen sind (siehe dazu auch eine etwas ausführlichere Analyse in Jiitoumas Blog).

Für den "Durchschnittslarper" ist das Werk vielleicht etwas zu wissenschaftlich. Fachbegriffe und komplexe Modelle drohen Nicht-Soziologen (wie mich) an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Live-Rollenspielern mit entsprechendem fachlichen Interesse dürfte diese eingehende Beleuchtung des Hobbys, seiner Mechanismen und der daraus erwachsenden Möglichkeiten dagegen faszinierende Einblicke liefern. Ein Buch, das in den nächsten Jahren sicher noch häufig zitiert wird!


Live Action Role Playing - Die Entwicklung realer Kompetenzen in virtuellen Welten

Myriel Balzer
116 Seiten, Paperback
Tectum Verlag 2009
Preis: 24,90 €
ISBN 978-3-8288-9816-5

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