Freitag, 4. Mai 2012

LARP-Kultur in den USA: Leaving Mundania


LARPer werden von der Gesellschaft missverstanden … zumindest wenn wir der US-Journalistin Lizzie Stark Glauben schenken. Um diesen Zustand zu ändern, hat sie Anfang Mai ein Buch veröffentlicht, in dem sie versucht, die Faszination des Hobbys einem breiten Publikum zu erklären. In Leaving Mundania: Inside the Transformative World of Live Action Role-Playing Games nimmt sie einen heldenhaften Kampf gegen das Vorurteil auf, LARPer seien arbeitslose Misanthropen, die im Keller ihrer Eltern leben und so nerdig sind, dass selbst andere Nerds auf sie herabsehen. Das versucht sie nicht in Form eines langweiligen PR-Textes, einer wissenschaftlichen Untersuchung oder eines wütenden Manifests, sondern auf eine Weise, die die Spannung und Emotionen dieses Hobbys perfekt transportiert. Beginnend mit ihrer allerersten LARP-Erfahrung und einer Selbstreflektion ihrer Erwartungen, Unsicherheiten und Sehnsüchte folgt ihr der Leser in eine Welt, die sie selbst als "mit Steroiden aufgepumpte Erwachsenenfantasie" charakterisiert.

Wie ein Forscher auf einer Expedition in ein unbekanntes Land taucht sie ein in die Tradition von Mini-LARPs auf großen Nerd-Conventions, versteckt sich vor Goblins beim klassischen Fantasy-Polsterwaffenwahnsinn und beschäftigt sich mit Institutionen, die LARP als Ausbildungsinstrument nutzen. Fast nebenbei gelingt es ihr, Sprachcodes und ungeschriebene Regeln im US-LARP zu erläutern und ein weites Spektrum interessanter Themen zu diskutieren: von Problemen der in-time Ökonomie bis hin zu in-time und out-time Rassismus im LARP. Sie stellt außerdem einige sehr verschiedene Spieler vor und die Bedeutung, die LARP für diese und ihr Leben hat. Das beinhaltet bisweilen Klatsch, Drama und menschliche Tragödien, aber auch emotionale und inspirierende Geschichten.

Wer wissen will, warum man als erfolgreicher schwarzer Collegesportler sein Hobby LARP besser vor Freunden und Familie geheim hält, und worin die Probleme heutiger LARP-Veranstalter denen der Organisatoren von höfischen Spielen für Königin Elisabeth I. gleichen, sollte sich dieses Buch unbedingt besorgen.


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