Freitag, 4. Februar 2011

Verrückt nach diesem Typen ...

... oder wegen ihm? Ausgelöst von einem Netzfundstück gab es auf LarpeR.Ning vor einigen Tagen eine recht scharfe Diskussion über Frauenrollen im LARP (und – wie das so läuft bei Internet-Diskussionen unter Live-Rollenspielern – irgendwann auch ganz allgemein über Geschlechterfragen, Gleichberechtigung, Frauenbilder, Männerbilder, Frauenunterdrückung, Männerunterdrückung, die Frage wer zuerst Jehova gesagt hat etc.). Ganz am Rande stellten einige Diskussionsteilnehmer Überlegungen an, wie wohl ein Con aussehen würde, bei dem gängige Geschlechterrollen mal umgedreht wären.

Ein Spiel, das dem zumindest nahe gekommen sein dürfte und sich explizit mit Genderfragen auseinandergesetzt hat, hat im letzten Jahr in Norwegen stattgefunden. Mad about the Boy spielte in der nahen Zukunft, in der alle Männer durch ein Virus getötet wurden und sich eine reine Frauengesellschaft neu formieren muss. Es ging um jede Menge Konflikte, die sich um den Kampf gegen das Aussterben der Menschheit, neue Familien- und Gesellschaftsmodelle drehten. Außerdem wurden die Charaktere (logischerweise alles Frauen) mit einem überlebenden Mann konfrontiert und mussten entscheiden, wie mit diesem zu verfahren sei.

Eine ausführliche Dokumentation zu diesem Spiel, findet sich in Do Larp - Documentary Writings from KP2011, dem zweiten Buch zum diesjährigen Knudepunkt. Außerdem bietet das Buch auf 220 Seiten zwölf weitere Beschreibungen von sehr unterschiedlichen Live-Rollenspielen, die, so zumindest das ehrgeizige Ziel der Herausgeber, für andere Veranstalter als „Blaupausen“ dienen sollen. Da gibt es zum Beispiel das etwas seltsame finnische Kunstlarp The Plastic Cup (bei dem die Spieler mehrere hundert Porzellantassen zerstören dürfen) oder das israelische Mini-LARP Salem 1906 - The Secret Sauce (inspiriert von den Hexenprozesse von 1692 in Salem, New England und mit dem Ziel, Spieler mit moralischen Problemen zu konfrontieren).

Das Buch ist auf jeden Fall eine tolle Möglichkeit um auf neue Ideen zu stoßen und ungewohnte Spielmechaniken kennenzulernen ... auch abseits von irgendwelchen Genderfragen ;-)
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Nachtrag: Eine Vorlage zu Mad about the boy war übrigens die Graphic Novel Y: THE LAST MAN (Danke für den Link, Teena)

1 Kommentar:

  1. Dazu empfiehlt sich die Lektüre eines grossartigen Buches von Akif Pirincci: "Yin". Da ist die ganze Story drin, was Frauen zu tun bereit sind wenn es keine Männer mehr auf der Welt gibt.

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