Sonntag, 30. Januar 2011

Warum gibt es in Japan eigentlich kein LARP?

Eine Antwort auf diese Frage findet sich nicht in diesem Blog, sondern in Think Larp - Academic Writings from KP2011, der ersten (und wissenschaftlichsten) von insgesamt drei Aufsatzsammlungen, die zum diesjährigen Knudepunkt in Dänemark erstellt wurden.
Interessant ist der Ansatz, den die Herausgeber gewählt haben: Die Autoren sollten ihre Arbeit unter dem Gesichtspunkt ‘What if larp wasn’t an academic discipline of its own?’ einreichen (eine Fragestellung die sehr schön zeigt, dass Otto-Normal-LARP-Theoretiker in den nordischen Ländern die Forschung rund um LARP natürlich eigentlich als eigene wissenschaftliche Disziplin betrachtet).
Das Ergebnis kann sich auf jeden Fall sehen lassen, das Spektrum der zehn Aufsätze reicht von Genderfragen im LARP bis hin zu Nietzsche. Zur Einführung gibt es außerdem einen ausführlichen Überblick über die Entwicklung der wissenschaftlichen Herangehensweise an LARP in Skandinavien und Finnland im Verlauf der letzten Jahre. Das dürfte insbesondere für Leser hilfreich und interessant sein, die mit der Tradition der nordischen LARP-Konferenz und den zahlreichen bisher publizierten Büchern nicht vertraut sind.

Mein Lieblingsartikel ist gleich der erste Beitrag, From Subculture to Mainstream. Die Historikerin Maya Müller geht darin der Frage nach, wie sich das Ansehen der dänischen LARP-Szene von einer Subkultur für Fantasy-Nerds (auch die dänischen Live-Rollenspieler mussten sich in den 90ern mit Presseberichten herumschlagen, die über LARP als mutmaßlichen Auslöser von Gewalttaten oder doch zumindest als komisches Hobby für soziale Außenseiter referierten) zu einem pädagogisch wertvollen Mainstream-Hobby für Kinder und Jugendliche entwickeln konnte.

Das gedruckte Buch erscheint zum Knudepunkt am 11. Februar, steht aber bereits jetzt zum Download zur Verfügung. Aber Vorsicht: Wer keinen Spaß daran hat sich in komplexe Abhandlungen einzulesen, sollte einen großen Bogen um dieses Buch machen.

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