
Dennoch: Auch wer seine Art des Live-Rollenspiels für sich gefunden hat, kann davon profitieren, zumindest ab und an einen kleinen Blick über den Tellerrand zu wagen. Nicht nur zur Selbstvergewisserung, dass man mit bestimmten Herangehensweisen wirklich nichts anfangen kann, sondern auch, weil sich dabei vielleicht Ideen oder Methoden finden, die man in seine eigene Art zu spielen oder Spiele zu gestalten übernehmen kann.
Dazu ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Auf einer Live-Rollenspiel-Konferenz vor einigen Jahren gab es einen Vortrag über ein innovatives, gesellschaftskritisches Alternate-Reality-Game. Bei diesem haben die Veranstalter und Teilnehmer im Spielverlauf staatliche Autoritäten in Frage gestellt und sogar offen provoziert. Den politischen Hintergedanken des Spiels habe ich für mich persönlich abgelehnt und die vorgestellte Umsetzung hielt (und halte) ich für kritikwürdig sowie teilweise leichtsinnig und gefährlich. Dennoch konnte ich, dank einer ausführlichen Projektvorstellung und –dokumentation, zahlreiche nützliche Anregungen und Ideen daraus ableiten, die ich später in meinen eigenen Projekten verwendet habe.
Weshalb die vielen warmen Worte? Natürlich um auf die nun folgende, schamlose Werbung einzustimmen! ;-)
Anlässlich des MittelPunkts 2011 erscheint im Zauberfeder Verlag LARP: Über den Tellerrand, die dritte Aufsatzsammlung rund um das Hobby LARP. Darin stellen erneut Live-Rollenspieler mit ganz unterschiedlichen fachlichen Kenntnissen und Spezialgebieten ihre Ideen und Erfahrungen vor.
David N. Schmidt beschäftigt sich in seinem Aufsatz Besser gut geklaut als schlecht erfunden? mit der Frage, ob und wie Stoffe, Themen und Motive aus Literatur und Film im LARP eingesetzt werden können.
Ebenfalls mit literarischen Überlegungen befasst sich der Artikel zum Thema Plot Schreiben von Rafael Bienia, in dem der Autor Anregungen aus der Erzähltheorie gibt und anhand von Beispielen ihren Einsatz im LARP beleuchtet.
Einen wissenschaftlichen Vergleich zwischen Theater und LARP zieht Susanne Smieskol in Live-Rollenspiel als Theater von morgen?, insbesondere in Hinblick auf die gemeinsamen Aspekte Fest, Spiel, Raum und Rolle.
Aus den Weiten Russlands berichten Alexandra Khokhlova und Taisia Kann in 20 Years (and over 10,000 Games) After. Sie bieten darin nicht nur einen Überblick zur Entwicklung der russischen LARP-Szene, sondern geben auch Einblicke in die russische LARP-Kultur und dortige Methoden, Live-Rollenspiele zu gestalten.
In LARP in Museen? befasst sich Christian Kunz mit dem Einsatz von Live-Rollenspiel-Elemente in der Museumspädagogik, und stellt dabei Erfahrungen aus dem In- und Ausland vor.
In ihrem Beitrag Check your reality beschäftigt sich Teena Leipold mit der bewussten Reflektion von gespielter Gewalt im LARP und dem möglichen Einsatz von LARP als Methode in der Erwachsenenbildung.
Einen weiteren pädagogischen Ansatz, allerdings mit einer deutlich jüngeren Zielgruppe, stellen Christina Kurzweil und Daniel Steinbach in ihrem Artikel Wenn die Maus zum Polsterschwert wird vor. Darin geht es um die Verknüpfung von Live-Rollenspiel mit Computerspielelementen um Kindern und Jugendlichen Alternativen zu virtuellen Welten aufzuzeigen.
Und wer überlegt, ob und wie Kindern und Jugendlichen die Teilnahme an einem eigentlich für Erwachsene gedachten Spiel gestattet werden kann, der findet Argumente dafür und dagegen, aber auch Tipps und Hinweise zur Umsetzung im Aufsatz Zwerge mal richtig! von Dennis Lange und Daniel Steinbach.
Die Aufsatzsammlung erscheint anlässlich des MittelPunkts 2011 am 14. Januar 2011, kann aber bereits jetzt unter www.zauberfeder-shop.de vorbestellt werden.
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